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 Glücklicherweise leben wir in einer Zeit, in der durch Medien auf vielfältige Weise  buddhistische Texte verfügbar sind. Deswegen verweisen wir auf unserer Link-Seite auf einige uns wichtig erscheinenden Internet-Seiten, von wo aus man dann je nach Interesse weitersurfen kann.

Dennoch stellen wir ab und zu auch einen eigenen Text bereit, der Diskussionsbeitrag zum aktuellen Stand unserer Erkenntnisse sein will - nicht unbedingt messerscharf aufbereitet, eher verständlich gehalten und auf westliche Lebenswirklichkeit ausgerichtet.

Der folgende Text ist etwa 20 Jahre alt und gibt einige Überlegungen zum Buddhismus im Westen wieder.

Hat sich seither was geändert? Stimmen noch die damaligen Überlegungen oder müssten sie ergänzt werden?

von Horst Grunow 21 Dez., 2020
Sehr häufiges Motiv in Medien: goldene Buddhastatue als Symbol für exotische Ferne, Fernweh schlechthin, Reisen, Jetset.... Auch nicht selten: die Buddhastatue im abendlichen Krimi, nicht selten in der Umgebung des Bösewichts, Symbol für luxuriöses Design, extravagante Innenarchitektur, Herzeigen was man sich leisten kann, Weltgewandtheit Vielleicht geht auch der ein oder andere so mit der Buddhastatue um, was nicht untypisch für unsere kapitalistische Gesellschaft ist: da wird eine verwertbare Bedeutung aufgebaut (Reisen, Fernweh, Luxus, Extravaganz, Aufmerksamkeit), die dem Benutzer Vorteile bringen sollen(Geld, Ansehen, Bewunderung) Man geht also mit der Buddhastatue so um, wie man mit allem umgeht: welche Vorteile bringt sie mir, wie kann ich sie so einsetzen, dass ich mich von den anderen absetze, dass ich ihnen um eine Nasenlänge voraus bin. Es wäre auch nicht verwunderlich, wenn viele, die mit dem Buddhismus Kontakt kriegen, auch so umgehen: Buddhismus als Erholung vom stressigen Arbeitsalltag, mal abschalten, den anderen zeigen, dass man kein Biedermann ist, signalisieren, dass man schon viel weiter ist und sich nicht mit dem Kinderkram der anderen abgibt Buddhismus als ein weiteres Mittel, um in altbekannter Manier sich im alltäglichen konkurrenzbetonten Alltag des Westens irgendwelche +Punkte zu verschaffen. Wie kommt man an das Wesen des Buddismus ran? Buddha selbst wollte sich nicht als Gott oder Prophet verstanden wissen, sondern als Arzt. Entsprechend seine Lehre als Medizin. Medizin allerdings nicht als „Wegknipser“, wie wir sie oft im Westen benutzen, sondern als langfristiges Heilmittel, manchmal auch als bittere Medizin. Buddhismus lässt sich nicht als isolierter Problemlöser einsetzen wie etwa eine Kopfschmerztablette. Trotz vielfältiger Ansätze, die es im B. gibt, werden damit grundsätzliche Einstellungen angegangen, es geht um hartnäckige uralte Basisprobleme, die das Menschsein an sich leidvoll, unbefriedigend halten, wie Buddha in der ersten seiner vier Grundwahrheiten erkannt hat. Dieses als leidvoll bzw. problematisch erlebte Dasein, das ist es, wogegen die Medizin helfen soll. Buddha machte Ursachen aus: Gier, Hass und Verblendung bzw. eine starke Ich-Anhaftung, die diese Reaktionen auslöst, basierend auf einer Sinneswahrnehmung, die die Welt in „will ich haben – will ich nicht haben“ einteilt. Und an diesem „haben wollen“ hängen wir mit der Illusion dauerhafter Befriedigung. Erlöschen die Ursachen, erlöscht das Leiden Es gibt einen Weg, dies zu verwirklichen. Das kann man ganz gut verstehen, indem man sich klar macht, dass unser Leiden aus Erfahrung besteht, nicht mehr, nichts Festeres. Uns kann nie etwas Schlimmeres passieren als eine böse Erfahrung. Und Erfahrung ist abhängig vom erfahrenden Bewusstsein und seinen Interpretationen. Und die sind wohl veränderbar. Verzwickt daran ist, dass wir schon in ganz alltäglichen Äußerungen eine feste philosophische Sichtweise unbewusst und unbemerkt zum Ausdruck bringen: Beispiel: Wie geht’s? Na ja, du weißt ja, Sorgen gibt es immer, die lassen einem nie in Ruhe.... Sorgen also, die wie ein Bazillus einen heimsuchen, mal weniger, mal mehr? Hier (wie sonst auch) wird also keine jungfräuliche, offene Erfahrung gemacht, sondern das Schema, in das die Erfahrung hineinfällt, liegt schon längst bereit und legt die Interpretation weitgehend fest. Was haben wir im Westen für Erfahrungen gemacht? Welches ist unsere „Erfahrungs-Geschichte“? Wir haben das Feuer entdeckt und genutzt, das Rad, Werkzeuge, verfeinerte Werkzeuge, verbesserte Materialien, Dampfmaschine, Auto, Flugzeug ... bis zur vollautomatischen Fahrersitzheizung. Eine klare Erfahrungs-Linie, deren Energie sich aus einer sich verfestigenden Sichtweise der Bedürftigkeit eines Wesens in einer „feindlichen Welt“ speist: was macht mir das Leben leichter, wie und was kann ich manipulieren, damit es leichter, schneller, erfolgreicher geht. Eine ständige Bestätigung einer dualistischen Sichtweise auf die Welt: ich hier – die Welt da draußen – wobei das Ich eher als das unvermeidlich Gegebene und die Welt als die zu bearbeitende angesehen wurden. Dieser Gut-Böse-Dualismus wurde immer weiter verfeinert und erfuhr in der westlichen Geschichte traurige Höhepunkte (Inquisition, Kalter Krieg und die Terroristendebatte unserer Tage) . Dieses Greifen nach möglichst schnell wirkenden „Glücksbringern“ ist kennzeichnendes Merkmal unserer Kulturgesellschaft: Vom Lichtschalter über Kopfschmerztablette bis zum Erfolgswochenendkurs- unsere Aktivitäten sind weitgehend an diesen Hoffnungs/Angst-Erwartungen orientiert. Dahinter steckt keine Unvermeidlichkeit. Genauso hätte es so ablaufen können, dass die Hauptenergie in Strategien gesteckt wird, um die Lebensumstände akzeptieren zu lernen, sie anzunehmen und trotzdem zufrieden zu bleiben. Dabei wäre dann keine Manipulationsgeschichte der Erde und seiner Bewohner herausgekommen sondern eine Erziehungsgeschichte des Geistes, eine Geschichte wie man glücklich wird. Etwas, was wir im Westen bis heute nicht gelernt haben, auch wenn wir Millionen auf dem Konto haben. So gesehen hat sich im Westen nicht sehr viel geändert und daraus speist sich wohl auch ein guter Teil des Interesses am Buddhismus. Vielleicht sind wir sogar im Zuge eines hemmungslosen Wirtschaftsliberalismus im Westen auf einem Weg alles in einen Blickwinkel der kommerziellen Verwertbarkeit zu zwängen, der keinen Lebensbereich mehr auslässt. Am Ende steht dann nicht mehr der homo sapiens mit seinem großartigen menschlichen Potential sondern ein zurechtmanipulierter homo consumensis. Dazu ein Schlaglicht aus den USA, wo der gnadenlose Takt dieser Entwicklung geschlagen wird: In vielen Gebieten der USA, auch in warmen und trockenen, ist der Gebrauch einer Wäscheleine unbekannt, viele kennen sogar das Wort nicht mehr. Es ist allgemein Usus einen stromfressenden Wäschetrockner zu benutzen - dieses Verhalten wurde „erfolgreich“ vermittelt. Und es steht zu befürchten, dass noch viel mehr erfolgreich vermittelt wird bis hin zum Ideal eines Menschen, dem alles zur Ware geworden ist und nur noch ihren Konsum und die Mittelbeschaffung dazu im Sinn hat. Verwandt dazu ist eine Haltung, die das Ziel hat, einfach zu überleben – einfach den Tag möglichst unbeschadet zu überstehen, den Trott aushalten, sich dem Trott überlassen. Das geht bestimmt eine Weile – doch dann stellt sich Unbehagen ein: soll das denn alles sein? Müßte ich nicht was Sinnvolleres machen? Liegen nicht größere Möglichkeiten in mir? Warum unterbiete ich ständig meine Möglichkeiten? Die Stimme dieses Unbehagens ist der tiefe Wunsch unser Potential zu nutzen. Buddhismus könnte zunächst einmal dazu beitragen, dass dieses immer schnellere Weiterrennen in die gleiche unbefriedigende Richtung aufhört: einfach dadurch, dass man das weltbekannte Buddha-Bild ganz direkt nimmt: Stop – erst mal hinsetzen, beruhigen, sich selbst und alle Eindrücke setzen lassen....abrücken vom gewohnten Gehetze, mit Abstand betrachten: was tue ich eigentlich? Muss ich das so tun? Welche Alternativen habe ich? Was ist sinnvoll zu tun? Warum? Das ist der tiefere Sinn der Buddha-Statue: eine Aufforderung, ein Vorbild. Oder anders gesagt: man sucht nicht ständig in der „Außenwelt“ nach Kicks und Befriedigungen, sondern man richtet den Blick nach innen: was passiert da? Diese Umkehrung ist die eigentliche Revolution für den westlichen Geist: der Blick nach außen, die Beschäftigung mit der Außenwelt ist tiefe westliche Tradition. Die Erscheinungen, die Außenwirkung, wie sehr stehen sie immer noch im Mittelpunkt: make-up, Fitness-center, anti-aging, Schönheitsoperationen usw. zeigen, wo der Schwerpunkt der Veränderungsenergie liegt. Aus einem Mann eine Frau zu machen oder umgekehrt ist im Westen interessanter geworden als Strategien zu lernen, wie man gegen Hass und Gier angehen kann. Wir sind hier weit entfernt von einem Leben, in dem die Schulung und „Pflege“ des Geistes wichtiger ist als die Erscheinung des vergänglichen Körpers... Läßt man sich auf diese Umkehrung der Blickrichtung ein, merkt man vielleicht bald: nur da passiert was....die Aufteilung in „ich“ und „die Welt da draußen“ ist konstruiert...Man kriegt zusehends Kontakt zu dem, was Leben wirklich ist: Erfahrung... Erfahrung an sich ... Die Interpretationen und Zusätze die wir drumherum schaffen (ich – andere – Welt – usw.) werden fragwürdig, weil überflüssig: denn immer wieder kann ich jeden noch so verstiegenen Gedanken auf sein Wesen zurückführen: eine Erfahrung im Geist. Oder man merkt, dass alles, was einem in den Geist steigt, zusammengesetzt ist, alles ist komponiert, besteht aus Teilen, die wieder aus Teilen bestehen, aber kein Teil existiert von seiner eigenen Seite her, sondern eben nur aufgrund von völlig beweglichen Bedingungen. Und oft genug haben wir dann manchmal das Gefühl, dass von vielen Dingen, die bisher so deutlich in der Welt standen, nur der Name existiert....(z.B. Sieg, Niederlage) Der so sicher geglaubte erste Anschein wird zum Problem bei immer mehr Eindrücken, die wir haben und es dämmert uns, dass das bei uns so läuft, zumindest seit ein Wesen den „Sonnenaufgang bzw. –untergang“ gesehen hat. Sicher geglaubte Bastionen zerbröckeln und es kommt natürlich die Frage auf, auf was man sich denn verlassen kann... Hier halten sich Buddhisten an 4 grundlegenden Gedanken, die einerseits gesunder Menschenverstand sind und andererseits uns auf dem Weg des Untersuchens und Meditierens motivieren: 1. kostbarer Menschenkörper: ermessen, was so alles in uns steckt, erkennen dass wir uns permanent unterfordern: wir können nicht, was wir können... alles steckt in uns, alle Bedingungen können genutzt werden, vor allem die unsrigen, die so günstig und wenig beengend sind. Wir sind nicht aggressiv, sondern geben uns nur Gewohnheiten hin, die sich ändern lassen. Wir können ständig liebevoll sein..., wir können ständig Angst abbauen...wir können unseren Geist schulen, wir können uns ändern 2. Endlichkeit, Sterblichkeit als ständig aktives Prinzip. Das hat nichts negatives, depressives sondern ist Möglichkeit, mit dem Fluss der Ereignisse, ihrer Veränderlichkeit, Nicht-Festigkeit Kontakt zu bekommen. 3. Ursache – Wirkung: Was wir säen, werden wir ernten. Allzuoft „säen“ wir Giftiges, basierend auf Anhaftung, Abneigung, Unwissenheit – das auch noch oft zu Gewohnheiten geworden ist. Dabei bedeutet der eigene Tod keine Befreiung aus diesem Prozess, sondern lediglich das vorübergehende Ende des Erlebens mit gerade diesem menschlichen Körper. Der Reinkarnationsgedanke ergibt sich dabei ganz natürlich und hat nichts Sensationelles. Das liegt eher auf der christlichen Seite der Idee vom Leben nach dem Tod. 4. Kreislauf des Leidens(bzw. der Probleme) schwingt nicht mit der Zeit so einfach aus, sondern wird, wenn wir alles so laufen lassen wie jetzt, durch uns immer wieder angefacht durch falsche Vorstellungen (Unwissenheit), durch Festhalten(Habenwollen) an Ideen und Gewohnheiten (Anhaftung) durch Abneigung gegen alles, was wir nicht wollen (Aggression). Nur wenn wir dieses stark gewohnheitsmäßig geprägte Verhalten durchbrechen, kommen wir zu Befreiung aus leidhaftem Erleben. Wir schauen dabei nur auf uns und unsere Möglichkeiten, was zu machen. Wir stellen keine Forderungen, welche Bedingungen erfüllt sein müssen, damit wir erfolgreich sein können. Es geht also nicht um Gerechtigkeit – eine Haltung, die wiederum unserer westlichen Tradition nicht entgegen kommt... Unsere westliche Art der Herangehensweise gleicht der eines Menschen, der von einem Giftpfeil getroffen ist: anstatt alle Energie darauf zu verwenden, diesen Giftpfeil so schnell wie möglich herauszunehmen, damit das Gift nicht wirksam wird, beschäftigen wir uns mit den Fragen: Wer hat den Pfeil geworfen? Warum? Wie? Um welches Gift handelt es sich? Wie ist der Pfeil gebaut? Mit welcher Geschwindigkeit wurde er geworfen? Wer ist der Auftraggeber....

Kommende Veranstaltungen


  • 16. JULI – Planung Öffentlichkeitsarbeit

    Beschreiben Sie die Veranstaltung möglichst umfassend. Nennen Sie Datum, Ort und Zielgruppe und geben Sie an, was die Teilnehmer mitbringen sollen. 

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